WVS-Saison 2022: Fernfahrer auf Motoryachten

Motor­boot­fahrer im Wasser­sport-Vere­in Schier­stein 1921 e.V. fahren nicht nur in die Aue gegenüber: Mehr als 3.550 Kilo­me­ter legten Moto­ry­acht­en vom Steg 1 auf Fer­n­fahrten in der Sai­son 2022 zurück. Dabei wur­den sie von Niedrig­wass­er und höher­er Gewalt ausgebremst.

Niedrig­wass­er bremst Weit­er­fahrt in Karlsruhe

Vier Wochen lang im August tuck­erten die Moto­ry­acht­en „Som­mer Feel­ing“ und „Teufel“ auf dem Ober­rhein. Erster Tre­ff­punkt war der Eich­er See (Rheinkilo­me­ter 466). Dann ging’s weit­er rhein­auf über Worms, den Kiefwei­her, das Ref­fen­thal und Spey­er bis nach Karl­sruhe-Max­au (Rheinkilo­me­ter 362,3). Und das war’s dann Rich­tung Süden.

Denn Niedrig­wass­er hat­te die Weit­er­fahrt aus­ge­bremst. Das näch­ste Ziel, der schon auf franzö­sis­chem Gebi­et liegende Hafen Bein­heim (Rheinkilo­me­ter 335), hat­te damals in der Ein­fahrt ger­ade noch 70 Zen­time­ter Wassertiefe.

Impres­sio­nen an den Liege­plätzen beim Törn von “Som­mer Feel­ing” und “Teufel”

Ref­fen­thal (Angel­hofer Althrein), ide­al­er großer Badesee 

Ging nicht. Ging gar nicht. Also trotz­dem über die Schleuse Iffezheim weit­er den Rhein hin­auf? Die Skip­per und ihre Crews entsch­ieden sich dage­gen. Denn zu ver­muten war, dass wegen des Niedrig­wassers auch viele andere Yachtis auf die Idee gekom­men und die Liege­plätze weit­er südlich deshalb über­füllt waren.

Urlaub abbrechen? Nein! So sind sie zunächst zurück­ge­fahren und dann noch in den Neckar bis hin­ter Hei­del­berg hinein. Im Neckar war Schwim­men wegen Fäkalbak­te­rien ver­boten. Also wieder zurück nach Spey­er und ins Ref­fen­thal (Baden erlaubt – und schön!). Dort trafen sie dann auf die „Lima“, Nach­bar am WVS-Steg 1.

Anzunehmen ist, dass die Crews der drei Yacht­en viel Spaß miteinan­der hat­ten und ver­schmerzen kon­nten, nicht weit­er nach Süden gekom­men zu sein. Zurück am Steg 1 hat­ten die drei Yacht­en ins­ge­samt 1.450 Kilo­me­ter zurückgelegt.

Rhein-Sper­rung durch höhere Gewalt in Köln

Ans­teuerung von Köln mit der “La Piccola”

Nicht Niedrig­wass­er, son­dern ein ganz anderes Ereig­nis stoppte die Fahrt der „La Pic­co­la“ vor Köln: Plöt­zlich war der gesamte Rhein für die Schiff­fahrt ges­per­rt. Mit der „La Pic­co­la“ gin­gen rei­hen­weise große Frachter vor Anker. Nach mehr als ein­er Stunde war die Sper­rung wieder aufge­hoben. Grund: Fron­le­ich­nam­sprozes­sion auf dem Rhein – höhere Gewalt. Buchstäblich.

Die „La Pic­co­la“ war da schon wieder auf dem Rück­weg nach Wies­baden-Schier­stein gewe­sen. Von dort war sie mit Claus von Kutzschen­bach, Sohn und Enkel an Bord im Juni zu ein­er Städte­tour (Koblenz, Köln, Düs­sel­dorf, Duis­burg) aufge­brochen. Die 7,7 Meter lange Yacht mit den drei Gen­er­a­tio­nen an Bord war gut eine Woche lang unter­wegs. Fahrstrecke: 550 Kilometer.

„My way“ nach Hol­land und Belgien

Auch die “My Way” nahm Kurs auf Köln und Duis­burg. Aber dann ging’s noch viel, viel weit­er: Sie machte die mit Abstand läng­ste Reise der Steg-1-Moto­ry­acht­en in der Sai­son 2022. Übertrof­fen nur durch die „Njörd“ am WVS-Steg 2 (Link).

Die „My Way“ ist eine Fair­line 33, 10,6 Meter lang, 3,5 Meter bre­it, Besatzung: Moni­ka Barthel und Albrecht Gantzer. Über 1.550 Kilo­me­ter Flüsse und Kanäle waren sie sechs Wochen lang (14. Juli bis 23. August) unter­wegs, passierten dabei 28 Schleusen und liefen 26 ver­schiedene Orte am Rhein, in den Nieder­lan­den und in Bel­gien an. 

Die Route hat­ten Moni­ka Barthel und Albrecht Gantzer vorher aus­gear­beit­et. Sie hiel­ten sich grob daran, um sie im Detail dann doch noch anders zu fahren.

Die „My Way“ nahm zunächst Kurs rhein­ab­wärts bis Nijmegen (Nieder­lande), bog dann nach West­en in die Maas ab, querte das Wasser­re­vi­er Zee­lands über die Oost­er­schelde, die offene Nord­see zum Greifen nah. Doch dahin wollte die Crew der „May Way“ nicht: Es ging weit­er über die West­er­schelde von Vlissin­gen bis Terneuzen, von dort in den Kanal Terneuzen-Gent nach Gent, von dort über andere Wasser­wege zurück zur Maas und nach Hause.

Gent, zauber­hafte Stadtkulisse, und die “My Way” schon wieder auf der Rückfahrt

See­hunde und dicke Brummer

Moni­ka Barthel zieht Bilanz: „Span­nend war für uns der Wech­sel und die Unter­schiedlichkeit der Wasser­wege: Mal befuhren wir größere Flüsse wie Rhein, Oost­er- und West­er­schelde mit hohem Schiff­saufkom­men inklu­sive Hochseeschif­f­en, richti­gen Brum­mern, mal ging es ganz gemütlich durch Flüsse und Kanäle und kle­in­ste Wasser­wege mit 6 km/h, so dass man die im Wass­er ste­hen­den Kühe, Pferde und Schafe fast greifen konnte.

Die High­lights waren die See­hunde am Strand bei Ebbe in Zee­land, und die zauber­haften Örtchen und Städtchen, mit Höhep­unkt und Wen­depunkt Gent, der für uns schön­sten Stadt Belgiens.

An den Schleusen gab’s Wartezeit­en von 10 Minuten aber auch mal eine oder bis zu vier Stun­den, teils umringt von Hochseeschif­f­en und fast immer wuselvoll!

Ins­ge­samt war es eine sehr erleb­nis­re­iche, inter­es­sante und anspruchsvolle Reise. Die Rück­reise bei Niedrig­wass­er war mit entsprechen­den Ein­schränkun­gen verbunden.“

See­hunde in der Oosterschelde

Fotos von den jew­eili­gen Yacht-Besatzungen

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