Junggesellenkrawatten, Whiskeyflaschen und sonstiger Müll

Na, wo ist denn der Müll? 

Zahlre­iche Vere­ins­mit­glieder lassen den Rhine-Clean-Up-Day zu einem vollen Erfolg werden.

Die schräge rote Jungge­sel­lenkrawat­te war ein begehrtes Fotoob­jekt. Sil­via Wolf hat­te sie bei der großen Räu­mak­tion im Rah­men des Rhine-Clean-Up-Days zwis­chen Gestrüpp am Ufer des Schier­stein­er Hafens gefun­den und präsen­tierte hin­ter­her grin­send ihre Trophäe. Sil­via Wolf war eine der über 160 Pro­tag­o­nis­ten, die sich auf dem Gelände des Wasser­sportvere­ins Schier­stein zu dieser Räu­mak­tion angemeldet hat­ten. Darunter, so wird geschätzt, etwa 100 Vereinsmitglieder.

Ist sie nicht schön? Auch eine rote Jungge­sel­lenkrawat­te gehörte zur Beute

Dass über den Rhein Unmen­gen von Müll in die Nord­see gelan­gen, ist mit­tler­weile ja kein Geheim­nis mehr. Deshalb macht­en sich am Sam­stag bere­its zum drit­ten Male Tausende von Helfern auf, um das Ufer von der Quelle bis zur Mün­dung von Müll zu befreien. Hat­ten im ver­gan­genen Jahr noch über 20.000 Frei­willige rund 170 Tagen Unrat zusam­menge­tra­gen, so wur­den diese Zahlen in diesem Jahr wohl noch übertroffen.

Michael Schnei­der, Umwelt­beauf­tragter des WVS, der die Aktion fed­er­führend für den Wasser­sportvere­in Schier­stein mitor­gan­isiert hat­te, wurde jeden­falls schon mor­gens um 9 Uhr an seinem Stand in der Ein­fahrt zum Vere­ins­gelände von den ersten Teil­nehmern über­rascht. Der offizielle Startschuss sollte eigentlich erst um 10 Uhr fall­en, doch da hat­te Schnei­der schon Land unter. „Es sind keine Zan­gen mehr da“, musste er diejeni­gen trösten, die erst jet­zt mit ihrer Aufräu­mak­tion began­nen. Andere ris­sen ihm die grü­nen Müll­säcke förm­lich aus den Händen.

„Das ist ja hier wie Ostereier suchen“, sprudelte es der­weil aus einem anderen Mit­glied des Räumkom­man­dos her­vor. Auch Stephan Michel von der S+M‑Abteilung rei­hte sich mit Lebens­ge­fährtin und deren Tochter in die lange Schlange der Frei­willi­gen ein. Später sah man ihn an der Hafe­naus­fahrt zwis­chen den Steinen herumkrax­eln. Sein Plas­tik­sack füllte sich mit leeren  Whiskey- und Bier­flaschen, Zigaret­tenkip­pen und son­stigem Unrat, den vor allem Par­tygänger am Ufer hin­ter­lassen hat­ten. „Ich kann nicht ver­ste­hen, dass die alle ihren Müll gedanken­los in die Gegend wer­fen“, schüt­telte er den Kopf. Gisel­her Jan­thur ist eben­falls Boot­san­leger an Steg 1 und war sich nicht zu schade, eben­falls das Räumkom­man­do zu ver­stärken. „Bei mir sind Plas­tikreste, Zigaret­ten­s­tum­meln, jede Menge Klopa­pi­er und leere Wod­ka- und Bier­flaschen im Müll­sack“, präsen­tierte er seine (Aus-)Beute.

Müll in Tüten. Im Hin­ter­grund Organ­isator Michael Schneider

Der­weil war Michael Schnei­der weit­er­hin gut damit beschäftigt, die Schar der Frei­willi­gen in richtige Bah­nen zu lenken, die auch noch am späten Vor­mit­tag bei ihm vor­beika­men. „Bitte erst die Hände desin­fizieren“, appel­lierte er an deren Diszi­plin. „dann Müll­sack, Hand­schuhe und Greifer nehmen.“ Außer­dem musste sich jed­er Teil­nehmer in ein­er Liste verewigen. Natür­lich wegen des ver­maledeit­en Coronavirus.

Gemein­sam mit Michael Schnei­der hat­te Andreas Fröb für den WVS und die Naturfre­unde Wies­baden die Organ­i­sa­tion über­nom­men. „Uns lagen schon im Vor­feld 80 Anmel­dun­gen vor“, staunte er nicht schlecht über die Res­o­nanz. Aus den Rei­hen des WVS engagierten sich vor allem das Drachen­boot­team „Pink Ladies“, die Stand-Up-Pad­dler, Wan­der- und Motor­boot­fahrer. Die Aus­beute der Sam­mel­wüti­gen war jeden­falls beängsti­gend gut, der bere­it gestellte Müll­con­tain­er füllte sich im Laufe des Vor­mit­tags kon­tinuier­lich. Sitzpol­ster, Cur­ry-Ketchup-Flaschen, Flach­män­ner, ja sog­ar der Weinkelch eines Schier­stein­er Weingutes gehörten zu den außergewöhn­lich­sten „Trophäen“ der frei­willi­gen Helfer. Michael Schnei­der und Andreas Fröb bedank­ten sich zu guter Let­zt noch ein­mal bei den vie­len Mit­stre­it­ern. „Das war ein voller Erfolg“, befand Fröb und wagte schon ein­mal den Blick voraus. „Wir wer­den wohl auch im näch­sten Jahr an der Aktion teilnehmen.“

Fotos von  Ans­gar Kriesel und Andreas Fröb.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Startseite, Umwelt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.